Die Geburtenrate aller entwickelten Länder der Welt liegt derzeit bei 1,6 Kindern pro Frau. Von etwa 200 Ländern der Welt bekommen in rund 90 Ländern Frauen durchschnittlich 2,1 oder weniger Kinder. Unter diese Länder fallen nicht nur jene aus Europa, sondern auch Länder, die demografisch schwer ins Gewicht fallen wie China, Japan und Brasilien. Auch in Ländern, in denen es von Seiten des Staates leicht gemacht wird, Beruf und Kinder gut unter einen Hut zu bringen, wie dies etwa in Skandinavien, Frankreich oder den Niederlanden der Fall ist, bekommen die Frauen im Durchschnitt maximal zwei Kinder.
Dies bedeutet, dass mittlerweile die Hälfte der weltweiten Bevölkerung in Ländern lebt, in denen die Geburtenrate den Bestand an Bewohnern nicht mehr halten kann. In fast ganz Europa bekommen die Frauen heute rund ein Kind weniger als ihre Eltern Kinder bekommen haben, und sogar um zwei Kinder weniger ihre Großeltern.
Besonders stark ist der Geburtenrückgang in Entwicklungs- und Schwellenländern. In Brasilien beispielsweise ist die Zahl der Kinder, die eine Frau im Durchschnitt zur Welt bringt, in den letzten 30 Jahren von 4,3 Kindern auf nur 1,9 Kinder gesunken, in Bangladesch ging die Zahl von 6,6 Kindern pro Frau auf 2,3 Kinder pro Frau zurück. Ein Extremfall ist der Iran, hier sank die Zahl von sieben Kindern pro Frau auf 1,8 Kinder pro Frau.
Auch in diesen Ländern gelten ähnliche Erklärungen für den Geburtenrückgang wie in westlichen Industrienationen. Indem sich die Überlebenschancen für Kinder verbessert haben, können sich die armen Menschen weniger Nachwuchs leisten, ohne damit auf die traditionelle Absicherung im Alter verzichten zu müssen.
Man kann auf der ganzen Welt beobachten, dass in den Ländern, in denen sich landwirtschaftliche Lebensgemeinschaften zu Wissens- und Industriegemeinschaften entwickeln, die Kinder vom Produktions- zum Kostenfaktor werden. Auch eine staatliche Absicherung im Alter führt dazu, dass ein Grund für viele eigene Kinder verloren geht.
Wenn in Ländern die Einkommen und der Lebensstandard steigen, wird der Kinderwunsch häufig vom Wunsch nach Selbstverwirklichung und Konsumgütern verdrängt.
Auch die Entwicklung der Frauen hat einen großen Einfluss auf die Geburtenraten. Überall da, wo sich die hierarchischen Differenzen zwischen Mann und Frau auflösen und Frauen einen Zugang zur Bildung und zum Arbeitsmarkt haben, schwindet für Frauen die Notwendigkeit, sich an einen Mann als Versorger zu binden, was früher am besten mit einer großen Kinderschar gelang. Immerhin gilt in allen Gesellschaften der Welt die Bildung der Frau als das wirkungsvollste Verhütungsmittel.
Demnach zeigt sich weltweit das gleiche Phänomen: Wohlstand, Bildung und eine größere persönliche Freiheit sind der Auslöser, dass sich die Menschen mit Familienplanung beschäftigen und die Kinder nicht mehr als Fügung des Schicksals hingenommen werden. Man kann auch beobachten, dass ab einem gewissen Bildungsgrad Paare durchschnittlich weniger als zwei Kinder planen.